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Blutschande bezeichnet den Geschlechtsverkehr zwischen nahen (Bluts-)verwandten und weist dabei einen stark negativ bewerteten Bedeutungsgehalt auf. Eine andere Bezeichnung ist Inzest (aus dem Lateinischen incestus: „unkeusch“). Blutschande in seiner ausgeprägtesten Form stellt die sexuelle Beziehung zwischen einem Elternteil und seines leiblichen Kindes dar, etwa im Zuge eines sexuellen Missbrauchs. Obwohl oft ein Missbrauchshintergrund besteht, ist auch einvernehmlicher Sex zwischen erwachsenen Kindern und ihren Eltern oder Großeltern, sowie zwischen Geschwistern und Halbgeschwistern in vielen Ländern der Welt ein Straftatbestand, wie etwa in Österreich, Deutschland und dem überwiegenden Teil der westlichen Welt.
Der legale Status der Blutschande (bzw. inzestuöser Beziehungen) ist je nach Kultur, nationaler Rechtsprechung, Verwandtschaftsgrad, Religion und Epoche unterschiedlich. So war beispielsweise die Hochzeit zwischen nahen Verwandten im europäischen Hochadel eher Regel als Ausnahme, zum Beispiel im Verwandtschaftsnetzwerk der Familie Habsburg. Auch die ägyptischen Pharaonen kannten eine Tradition der Geschwisterhochzeit – allerdings blieb diese Praxis in der Regel nur der Oberschicht vorenthalten.
Auch verschiedene indigene Naturvölker und Stammesgesellschaften kennen legale Formen der Blutschande, etwa die Kreuz- und Parallel-Cousin-Heirat. Hier ist es die Regel, dass der Sohn des einen Bruders die Tochter des anderen heiratet, teilweise ist sogar eine Heiratspflicht der Cousins üblich. Auf diese Weise sollen Familienverbände gestärkt und der Besitz innerhalb der Familie behalten werden. In vielen Völkern Afrikas und des Nahen Ostens ist diese Form inzestuöser Beziehungen noch immer die Regel.
Blutschande oder Inzest kann jedoch auch religiös begründet sein. Im Zoroastrismus (auch Parsi genannt), der ursprünglichen Religion der Perser, die bis heute einige Hunderttausend Anhänger hat, wurde die Ehe zwischen nahen Verwandten als ein erstrebenswerter Zustand erachtet. Dies liegt daran, dass der Prophet Zoroaster selbst mit seiner Schwester verheiratet war, ein Umstand, der diese Eheform für viele seiner Anhänger legitimiert hat.
Inzestuöse Beziehungen ziehen ein großes gesundheitliches Risiko für die in ihnen gezeugten Kinder nach sich. Durch eine verminderte Varietät im Genpool können latente Erbkrankheit und Prädispositionen aktiviert werden, wodurch die Wahrscheinlichkeit für schwere Erbdefekte und Behinderungen erheblich ansteigt. Bereits beim Verwandtschaftsverhältnis zweier Cousins ist die Wahrscheinlichkeit für behinderte Nachkommen stark erhöht, und sie steigt mit zunehmender Nähe der Verwandtschaft. Dies ist bis heute das stärkste Argument für ein Verbot der Blutschande.